Einkaufen- eine schwierige Sache
Nach einem langen Uni-Tag komme ich nun endlich nach Hause.
Die zahlreichen Vorlesungen, Sprachkurse und Hauptseminare haben mich ganz
schön geschafft und jetzt habe ich vor allem eins –einen Bären-Hunger. Kaum zu
Hause angekommen öffne ich den Kühlschrank und zu meiner großen Enttäuschung erwartet
mich eine gähnende Leere. Jetzt muss ich wohl doch noch einmal raus und
einkaufen. Weil´s am nächsten ist, überlege ich mir schnell in den Discounter
gegenüber zu gehen und mir ein paar Zucchini, Aubergine und Zwiebeln für eine
leckere Gemüsepfanne zu kaufen. Als Nachtisch plane ich einen Obstsalat aus
Äpfeln, Birnen, Weintrauben und ein paar Himbeeren und um wieder fit zu werden,
eine Tasse kräftigen Milchcafé. So ein gesundes Essen dürfte nicht mit meinem
nachhaltigen Lebensstil in Konflikt geraten, aber bei genauerem Überlegen merke
ich, dass ich falsch liege.
Zahlreiche Probleme
Die Liste der weltweiten Probleme unserer heutigen
Landwirtschaft ist lang: Monokulturen, steigender Pestizideinsatz, Gentechnik in
Nahrungsmitteln und Umwelt, die Abholzung kostbarer Wälder für Viehweiden und
Ackerflächen, sowie der gigantische Wasserverbrauch der Landwirtschaft sind
Probleme mit erheblichen Auswirkungen auf die Qualität unserer Nahrungsmittel
und tragen in bisher unabsehbarem Maße zum Klimawandel bei.
Um den Ertrag zu steigern, werden zahlreiche Gifte
eingesetzt, teilweise in gesundheitsschädlichen Mischungen. Laut Weltgesundheitsorganisation
sterben jährlich über 200.000 Menschen an Pestiziden. Die Gifte sind jedoch
nicht nur für die Feldarbeiter fatal sondern auch für uns Verbraucher
schädlich. Viele Pestizide können das Erbgut, Nerven-, Hormon- und Immunsystem
schädigen, unfruchtbar machen oder Krebs auslösen. Rund 30.000 Tonnen reiner
Pestizidchemikalien werden jährlich allein in Deutschland versprüht. Zwar existieren Grenzwerte um den
Einsatz von Pestiziden zu regulieren, diese Grenzwerte sind jedoch viel zu
hoch, beachten keine Wechselwirkungen mit anderen Pestiziden und werden
zusätzlich noch häufig überschritten. Insbesondere für Kleinkinder stellt dies
eine erhebliche Gefahr dar. Weitere Infos
Mit Aufkommen der Gentechnik entstand die Hoffnung auf gesundere
Nahrungsmittel, höherer Erträge und geringeren Einsatz von Pestiziden. Die einstigen Versprechen der Industrie sind inzwischen
allerdings ad absurdum geführt: Erhöhter Spritzmittelverbrauch, fehlende
Ertragssteigerungen für Landwirte, ungeahnte Nebenwirkungen und Resistenzen bei
Schädlingen sind nur einige durch Gen-Pflanzen verursachte Probleme. Es
existieren keine Langzeitstudien und die Wechselwirkungen der Gene untereinander
und mit Proteinen sind komplexer als angenommen. So wundert es nicht, dass
Gen-Pflanzen ungewollte und nicht kalkulierbare Eigenschaften entwickeln, und
den Konsum durch Mensch und Tier in Frage stellen. Mehr zu Gentechnik
Auch die Globalisierung hat
weltweit erhebliche Folgen für die Landwirtschaft. Da der Transport von
Agrargütern relativ günstig ist, wird ein immer größerer Teil der Welternte
international gehandelt. Die EU importiert beträchtliche Mengen an Obst und Gemüse
aus Übersee. Nahrungsmittel legen weite Strecken zurück und verursachen einen
erheblichen CO2 Ausstoß. So reist Schnittlauch manchmal mehr als 13.500
Kilometer bevor er in unserem Salat oder unserer Suppe landet. Eine besonders
schlechte Klimabilanz haben weit hergereiste, leicht verderbliche Lebensmittel,
wie z.B. Erdbeeren im Winter. Sie werden mit dem Flugzeug aus Südafrika in deutsche
Supermarktregale gebracht. Mehr Infos dazu
Doch was kann ich als Verbraucher tun?
Wer keine Pestizide und Gentechnik
im Essen will, sollte Bioware kaufen. Die ökologische Landwirtschaft ist aktiver
Klimaschutz und schont die natürliche Artenvielfalt. Bei konventionellen
tierischen Produkten solltet ihr außerdem auf die Kennzeichnung „ohne
Gentechnik“ achten, wenn ihr nicht wollt, dass Gen-Pflanzen im Tierfutter eingesetzt
werden. Unser Einkaufsverhalten ist Entscheidend dafür, wie unsere
Landwirtschaft in Zukunft aussieht, ob Gen-Pflanzen angebaut oder gefährliche
Pestizide eingesetzt werden.
Übermäßiger CO2 Ausstoß und lange
Transportwege lassen sich durch den Kauf regionaler und saisonaler Produkte vermeiden. Das verbessert
nicht nur die Öko-Bilanz sondern schmeckt auch intensiver, ist nährstoffreicher
und häufig günstiger. Auf dem Wochenmarkt, im Bioladen aber auch in
Supermärkten findet ihr eine große Auswahl an regionalen und saisonalen
Produkten.
Wie fast überall im Leben, sind jedoch auch beim Prinzip des saisonalen und
regionalen Einkaufs Kompromisse erforderlich. Bananen, Orangen oder Kaffee
wachsen nun mal nicht bei uns. Einen gänzlichen Verzicht darauf, wollen wir uns
jedoch nicht ernsthaft zumuten.
Eine Alternative dazu sind die Produkte des Fairen
Handels. Die Fair Trade Company Gepa transportiert beispielsweise alle Produkte
mit dem Schiff, welches eine weitaus bessere Umweltbilanz als ein LKW vorweist.
Ein LKW setzt auf einer Strecke von nur 300 km genauso viele Emissionen frei
wie ein Hochseeschiff auf 10 000 km. Weitere Vorteile von fair gehandelten
Produkten sind, dass die Handelskette verkürzt wird, der Produzent also mehr
vom Erlös erhält, ein garantierter Mindestpreis gezahlt wird, langfristige
Handelsbeziehungen aufgebaut werden und, dass streng definierte Sozial- und Umweltstandards
eingehalten werden müssen.
Was wir essen und trinken, wie wir uns kleiden, wohin wir in
Urlaub fahren – unsere Konsumentscheidungen haben also Folgen für Mensch und
Umwelt. Die Wahl eines nachhaltigen Produktes oder eines engagierten
Unternehmens ist aber nicht immer einfach. Umso wichtiger werden Informationen,
die Verbrauchern bei der Bewertung der Produkte und der dahinter stehenden
Unternehmen helfen.
Die verschiedenen Siegel geben Richtlinien vor und bieten uns
Verbrauchern eine Orientierung. Ausführliche Infos zu den verschiedenen Labels
gibt die Label-Suchmaschine.
Ich habe mich also um entschlossen! Heute gibt es bei mir
Spargel, direkt aus der Region und zum Nachtisch ebenfalls regionale, frische
Erdbeeren mit einem Schlag Bio-Sahne. Das ist mindestens genau so lecker. Heute
verzichte ich also auf die türkische Aubergine, die italienischen Zucchini und
neuseeländischen Zwiebeln und warte einfach noch einen Monat ab, dann kann ich
genau dieses leckere Gemüse auch regional genießen. Auf Äpfel, Birnen und
Weintrauben muss ich zwar noch zwei Monate warten, aber dafür kommt jetzt die
Saison der Kirschen, Himbeeren, Johannesbeeren, Erdbeeren und Aprikosen. Und
meinen Milchcafé genieße ich jetzt mit fairtrade Kaffee und Gentechnik freier
Biomilch.
Es bloggt für euch Elisa
Es bloggt für euch Elisa
Viele spannende Hintergrund Infos: http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/landwirtschaft/GP_Hintergrund_LW_0904_30_11_einzel.pdf
Die Label-Suchmaschine: http://label-online.de/startseite
Übersichtlicher Saisonkalender mit Rezepten: http://www.brigitte.de/figur/ernaehrung/gesund-bio/saisonkalender-obst-gemuese-183919/
Informationen zum Fairen Handel: http://www.fairtrade.de/index.php/mID/1/lan/de
Die offizielle Seite von Transfair: http://www.fairtrade-deutschland.de/ueber-fairtrade/
Greenpeace Infos zu Landwirtschaft: http://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft/
Zahlen, Daten, Fakten: Die Bio-Branche 2012: http://www.boelw.de/uploads/pics/ZDF/ZDF_Endversion_120110.pdf
Konkrete Ökotipps zu allen Lebensbereichen: http://www.oekoside.de/oeko/regional-einkaufen.php
Spannender Zeitartikel zu den CO2 Bilanzen von Konsumgütern: http://www.zeit.de/wirtschaft/2010-03/co2-fussabdruck/seite-1
hallo! danke für den informativen artikel.
AntwortenLöschenich habe noch ein paar updates für passauer;-)
am dienstag gabs schon eigene zucchini bei meinem lieblingsbauer auf dem wochenmarkt!
milch kaufe ich, wenn ich ein bisschen zeit habe, beim bauern an der staustufe (der mit den pferden auf der österreichischen innseite). ab 17uhr wird dort immer gemolken und man trifft die bäuerin im kuhstall an. kostenpunkt: 1liter - 70 cent. also auch für den studentengeldbeutel geeignet.
eier/eigenen saft/eigene nudeln und marmelade, ab und an auch obst/gemüse gibts bei der staustufe auf der deutschen seite beim bauern. der hof ist gegenüber der terassenhäuser auf leicht erhöht gelegen. dienstags- und freitagsnachmittags, sowie samstagsmorgens hat die altbäuerin ihren laden geöffnet. es lohnt sich allein schon wegen der sütterlinschrift auf ihrem johannisbeersaft;-)
liebe grüße,
christina
Ich finde es gut, dass ich nicht auf Bananen verzichten soll, das würde mir das Herz brechen :-)
LöschenSonst vielen Dank für die Informationen. Auch wenn ich vieles schon kannte, ist etwa die Labelsuchmaschine eine tolle Sache, die neu für mich ist.
Ich versuche auch so viel wie möglich Regionales und Bio zu kaufen, und das schon seit längerer Zeit, vermutlich weil ich aufm Bauernhof aufgewachsen bin.
Haut rein
Alex
Liebe Christina,
Löschenvielen Dank für den Kommentar und deine super Tipps! Ich werde die nächsten Tage unbedingt einmal bei den Höfen vorbei schauen. Und welch gute Nachricht, dass es doch schon Zucchinis aus der Region gibt. Damit rückt meine Gemüsepfanne wieder in greifbare Nähe ;-)
Wünsche dir ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße, Elisa
Lieber Alex,
Löschendanke für deinen Kommentar! Super, dass du bereits soviel wie möglich regionale Bio-Produkte kaufst und bereits gut informiert bist. Es freut mich daher umso mehr zu hören, dass dir die Label-Suchmaschine gefällt.
Wünsche dir ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße, Elisa
Mir ist's wurscht mit euren erdachten "weltweiten Probleme unserer heutigen Landwirtschaft", meine Leben ist kurz, mein Verlangen nach Genuss groß, mein Budget schmal, drum geh ich zum Discounter so lange mich die Qualität der Produkte überzeugt.
AntwortenLöschenEs grüßt euch euer preisbedachter Massenkonsument mit dem Slogan:
Anonym zu schreiben, dass ist herrlich...
Endlich kann ich meine Praxis mitteilen und muss mich nicht dem hippen Öko-Gedöns unterordnen.
Es grüßt euch euer Regelkonsument
Hallo,
AntwortenLöschenschön, dass du hier vorbei geschaut hast. Wie du vielleicht oben gelesen hast, muss nachhaltiges Essen nicht immer teurer sein. Saisonale, regionale Produkte sind meist nicht nur billiger, sondern auch frischer. Probiere es doch einfach einmal aus ob sie nicht auch dein Verlangen nach Genuss befriedigen.
Liebe Grüße, Elisa
Liebe Elisa,
AntwortenLöschenvielen Dank für deine freundliche Aufmunterung.
In der Tat habe ich deinen Text möglicherweise nicht mit der notwendigen Gründlichkeit und nicht mit dem einfühlenden Bewusstsein für meine Mitverantwortung am Zustand der Welt gelesen.
Wenn ich dies nun selektiv nachhole, dann bin ich sehr überrascht und noch nicht überzeugt von deiner Aussage "...Ein LKW setzt auf einer Strecke von nur 300 km genauso viele Emissionen frei wie ein Hochseeschiff auf 10 000 km..."
Dazu hätte ich gerne eine seriöse Quellenangabe, die dies bestätigt.
Es grüßt Dich freundlich der Regelkonsument
(den zwischenzeitlich der etwas nachlässig gewählte Namen missfällt, aber einfachheitshalber behalte ich in eurem Block diese Identität und bin gespannt auf eure weiteren Beiträge mit den Lebenshilfen die Welt für die Menschen überlebenswert zu erhalten)
Lieber Regelkonsument,
AntwortenLöschenich hatte mich beim Verfassen des Blog-Eintrags bei der Angabe der Emissionen auf folgende Quelle bezogen
http://www.fairtrade.de/index.php/mID/1.4/lan/de/xtra/66eacf24f1202bf672b51b62c799df7f/msg/545d52c4bff89b4a5e6327113babe1bc/itt/4._Fairer_Wein_aus_Chile_-_eine_Umweltsuende/index.html
Auch wenn mir diese Angaben heute etwas hoch gegriffen erscheinen wird die Tendenz vielfältig bestätigt, wie z.B. auf folgender Seite.
http://www.co2-emissionen-vergleichen.de/Lebensmittel/Transport/CO2-Transport-Lebensmittel.html
Es freut mich, dass du mitdenkst und hinterfragst.
Viele liebe Grüße
Elisa