Noch 10 Minuten, dann
müsste ich eigentlich auch schon bei meinem ersten Termin heute sein,
allerdings stehe ich noch nicht einmal halb bekleidet vor meinem Schrank. Kaum
öffne ich die Tür, werde ich von einer Lawine von T-Shirts, Röcken und Undefinierbarem
erfasst. Da sollte doch was zu finden sein! Bei näherer Betrachtung muss ich
jedoch feststellen, dass -so sehr ich
Klischees verabscheue- zumindest auf meinen Schrank eines zutrifft: ein
Kleiderschrank voll nichts zum Anziehen.
Ich weiß nicht genau, wie diese ganzen schrecklichen Teile
es in meine Wohnung geschafft haben und welcher Frust dazu geführt hat, dass
ich nun unter anderem einen viel zu engen, zu kurzen goldenen
Paillettenrock mein eigen nennen
kann. Zu allem Überfluss schaltet sich
jetzt auch noch mein Öko-Bewusstsein ein: die meisten der Teile sind ganz
sicher nicht fair oder biologisch schonend hergestellt. Und durchschnittlich verbraucht jeder
Deutscher pro Jahr 11-15 Kilogramm
Textilien. Als ich am Abend meine Shirts
wiege komme ich auf den stolzen Wert von 17 Kilo.
Wieder meldet sich das Gewissen: der gesamte
Herstellungsprozess von Textilien ist geprägt von schlechten Arbeitsbedingungen
und Umweltverschmutzung.
Allein die Baumwollherstellung verbraucht Unmengen von
Wasser. So stecken in einer Jeans etwa 8.000 Liter Wasser. Zudem wird Baumwolle
meist in Monokulturen angebaut, was auf Dauer zu einer Auslaugung der Böden und
Versteppung führt. Durch den Einsatz von Pestiziden und Düngemittel wird die
Umwelt extrem belastet. Außerdem leiden auch die Arbeiter darunter: die
wenigsten von ihnen sind durch Schutzkleidung und Atemmasken ausreichend vor
den Giften geschützt. In erkranken jährlich 3.000.000 Menschen an den Folgen
ihrer Arbeit auf den Baumwollfeldern und 20.000 sterben sogar.
Auch in der Verarbeitung des Rohstoffs Baumwolle sieht es
nicht viel besser aus: genäht wird vor allem in Sweatshops in Ländern der
sogenannten Dritten Welt. Dort herrschen Hitze, Staub und erzwungen
Überstunden. Oft nähen die sehr jungen Arbeiterinnen über 18 Stunden am Tag und können von ihrem Lohn
trotzdem kaum leben. Auch hier werden Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten
und Notausgänge verstellt, teilweise werden die Arbeiterinnen eingesperrt und
selbst Toilettengänge sind verboten bzw. stark eingeschränkt. Oft kommt es zu Verletzung und bei Bränden
können die Angestellten das Gebäude nicht oder nicht schnell genug
verlassen. Die Organisation in
Gewerkschaften ist verboten, auch gibt es keinen Mutterschutz oder Krankengeld.
Während 25% des Verkaufspreises eines Kleidungsstücks ins
Marketing und Werbung fließen, erhalten die Näherinnen nur 0,5- 1 %.
Mit ein paar Nähutensilien lässt sich aus Altem Neues zaubern (Bildquelle: http://www.freedigitalphotos.net/) |
Und was mache ich jetzt mit meinem Kleiderschrank voll
nichts zum Anziehen? Die Sachen, die ich nicht mehr tragen werde wandern auf
(Online-) Flohmärkte und Tauschpartys mit Freunden. Einige Basic-Shirts lassen
sich auch noch mit Stofffarben und Aufnähern zu tragbarem umgestalten. Und neue
Sachen? Die kommen jetzt ebenfalls vom Flohmarkt oder aus dem fairen Handel.
Der garantiert gute Arbeitsbedingungen und einen Lohn, von dem die Näherinnen
auch wirklich leben können. Zudem werden bei der Produktion auch
Umweltstandards eingehalten. Und zum Glück gibt es mittlerweile zahlreiche
faire Label, die Mode produzieren, die nicht aussieht, als hätte ich mir einen
Jutesack übergeworfen.
Links zu diesen Labels findet ihr ebenfalls in meinem Blog.
Es bloggte für Euch Elena.
Informationen:
Faire Kleidung online:
Second Hand
Online:
Hey Danke für diesen tollen Beitrag!Auch ich habe mich mit diesem Thema intensiv beschäftigt und nähe seitdem meine Kleidung selber oder verwende Secondhand Kleidung bzw betreibe Upcycling.Liebe Grüße
AntwortenLöschenDanke für Dein Lob! Ich habe auch gerade beschlossen, dass es Zeit wird, mit dem Nähen zu beginnen, um alte Teile wieder aufzuwerten. Finde es immer wieder toll, wenn ich sowas höre, das motiviert zum Weitermachen! Liebe Grüße, Elena
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